Hauptinhalt

Zum Teufel mit der Jugend

Wir suchen dringend Spieler und Techniker. --- Was? Sie ringen um jedes bisschen Jugendlichkeit und müssen sich doch eingestehen, dass alle Wegweiser zum Alter zeigen. Mit Schönheitsoperationen oder lebensverlängernden Maschinen wird das Alter, der schleichende Tod, bekämpft. Wenn das nicht mehr hilft, ertränkt man sich eben im Fluss oder schluckt Schlaftabletten. Um dann herauszufinden, dass tot sein gelernt sein will. Vier Frauen müssen feststellen: Je älter man wird, desto länger muss man jung bleiben! Also wird die Zeit angehalten und miteinander gespielt: Krisen und Katastrophen, Unglücks- und Glücksmomente des Älterwerdens. Altern ist ein zeitloses Thema, ewig aktuell und zu ernst, um es ohne Humor zu behandeln. „Zum Teufel mit der Jugend“ ist ein Stück über Frauen, die sich auf dem unvermeidbaren Weg zum Alter begegnen, über die Suche nach der Jugend im Älterwerden, ein Spiel vom Alt- und Jungwerden – ein Spiel für Alle. Warum? Nach Zwei nette kleine Damen auf dem Weg nach Norden wurde ein neues Stück für das Rudi-eigene Kammertheater unterm Dach gesucht. Ein Stück ausschließlich für Frauen sollte es diesmal sein. Ein Stück mit wenigen Spielerinnen wurde gesucht, und eines, das von der Nähe und Intimität der Räumlichkeit profitiert. Nach langer Suche fiel unsere Wahl schließlich auf Zum Teufel mit der Jugend von Autor, Regisseur und Schauspieler Holger Franke (Darüber spricht man nicht!; Was heißt hier Liebe?) Das Thema Altern kann niemanden kalt lassen, denn älter werden wir alle. „Alter schützt vor Torheit nicht“ oder „Forever young?“ - egal, ob man es mit Shakespeare oder mit Alphaville hält – das Spannungsfeld zwischen Jung und Alt bietet vielerlei amüsante und auch nachdenkliche Momente. Fakt ist jedoch: Frauen werden mit zunehmendem Alter unsichtbar in unserer Gesellschaft. Die Attraktivität sinkt und gleichzeitig steigen die gesellschaftlichen Erwartungen an Frauen. Das Älterwerden von Frauen wird scheinbar anders bewertet als bei Männern. Aussehen, Alter und Fruchtbarkeit bestimmen immer noch den Wert und die Würde von Frauen. Sängerin und Aktivistin Brandy Butler beschreibt das Problem so: „Das patriarchale System sagt, dass wir nur wertvoll sind, wenn wir jung und schön aussehen. Wenn wir Kinder bekommen können. Davon machen viele Frauen ihren Wert abhängig. Das Alter fühlt sich dann an wie ein Verlust.“ In einer Gesellschaft, die Altern als Krankheit einstuft und den körperlichen Verfall mit Diabetesmedikamenten therapieren will, sind Falten ein Affront - schließlich stehen uns zahllose Kosmetik- und Bodyshapingprodukte für die Selbstoptimierung zur Verfügung. Susan Sontag war 39, als sie den Essay The Double Standard of Aging schrieb. Eine Lebensphase, in der Frauen ihr Alter gern für sich behalten. Wenn es doch zur Sprache kommt, dann nicht ohne Witzeleien oder den Zusatz, wie alt man sich in seinem Innersten fühle (meist 25). Ab einem gewissen Alter werde die Frage nach dem Alter zum Affront, schrieb Sontag 1972. Und: „Das Alter ist eine Art schmutziges Geheimnis.“ Dazu passt auch dies: Laut einer Studie von 2020 sind Frauen in Schweizer Medienberichten deutlich jünger als Männer. Am häufigsten sind sie zwischen 35 und 49 Jahre alt, während die meisten Männer zwischen 50 und 64 Jahre alt sind. Es wird dreimal so oft über 65- bis 79-jährige Männer als über gleichaltrige Frauen berichtet. Insgesamt betrug der Anteil von Frauen in der Berichterstattung von Schweizer Medien 2020 23,6 Prozent. Wir nähern uns dem komplexen Thema spielerisch. Die unterschiedlichen Szenen machen das Stück sehr vielfältig, und das Thema wird von vielen Seiten beleuchtet - aber ohne pädagogischen Zeigefinger. Trotz kurzer Szenen sind interessante Figuren mit unterschiedlichem Charakter deutlich gezeichnet; keine davon wird vom Autor "verraten" oder vorgeführt. Zum Teufel mit der Jugend ist ein Stück, das diesmal auch Regienachwuchs fördern möchte und deshalb nicht Stammregisseur Ulrich Schwarz, sondern Spielbrett-Mitglied Annette Bundy die Möglichkeit gibt, ihr erstes eigenes Stück zu inszenieren. Wie? Altern ist ein zeitloses Thema, ewig aktuell und zu ernst, um es ohne Humor zu behandeln. Deshalb wollen wir den Stoff skurril, flott und mit einem Augenzwinkern umsetzen, mit komödiantischem Schwung, spielerischer Lust auf und an Verwandlung - komisch, tragikomisch, grotesk, aber auch besinnlich. Das Stück ist für eine jüngere und eine ältere Schauspielerin geschrieben - bei Spielbrett werden die Szenen von insgesamt vier Darstellerinnen unterschiedlichen Alters in verschiedenen Kombinationen gespielt, was uns eine größere Freiheit erlaubt und die Beschäftigung mit verschiedenen Kombinationen und Konstellationen unterschiedlicher Generationen. Die einzelnen Rollen sind dabei am Anfang noch nicht zugeteilt, sondern sollen durch die Spielerinnen gemeinsam durch Ausprobieren festgelegt werden. Die beim Improvisieren entstehenden Ideen werden in die Inszenierung einfließen. Geplant ist im übrigen, alle vier Rollen doppelt zu besetzen. Alle Spielerinnen sollen das eigene Erleben und Herangehen ans Thema Altern mit einbringen bzw. sich damit beschäftigen, denn unsere Stücke sind immer geprägt von den Erfahrungen, Ideen und dem Engagement der einzelnen Spieler. Ein Stück wirkt dadurch authentischer und ehrlicher, der Zuschauer kann sich in den Rollen entdecken, was bei diesem Stück besonders wichtig ist. Unser Projekt wird Frauen mit unterschiedlichen Erfahrungen zusammenbringen: mit und ohne Arbeit, solche, die bereits in Rente gegangen sind, einfache Angestellte und solche mit Personalverantwortung. Bestandteil der Probenarbeit wird außerdem ein Theatertraining sein, in dem grundsätzliche handwerkliche Fertigkeiten vermittelt werden. Regie wird Annette Bundy führen, unser künstlerischer Leiter Ulrich Schwarz wird beratend zur Seite stehen. Wir werden zweimal pro Woche je drei bis vier Stunden und zusätzlich einmal im Monat jeweils samstags und / oder sonntags je ca. sechs Stunden im Theaterhaus Rudi proben. Erfahrungsgemäß entfällt die Hälfte der Organisationsarbeit (von der Probenkoordination bis zum Veranstaltungsmanagement) auf die jeweils aktuelle Produktion. Wir haben daher auch die Hälfte der entstehenden Lohnkosten im Kosten- und Finanzierungsplan berücksichtigt.

Projektbeginn01.07.2024
Projektdauer1 Jahr
OrtTheaterhaus Rudi, Dresden
Wochenstunden4 bis 8
Anzahl der Freiwilligen12
EngagementbereichFamilie, Kinder, Jugend, Bildung, Gesellschaft, Kirche, Politik, Kultur, Musik, Brauchtum, Menschen in besonderen Situationen

Kontaktaufnahme

Mit * markierte Felder sind Pflichtfelder und müssen ausgefüllt werden.

zurück zum Seitenanfang